Saterfriesisches Wörterbuch
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Boom, do Bome, die

1. Baum: 1.1 hie stoant as n Boom: er steht wie ein Baum (= er zieht sich nicht zurück). 1.2 hie häd noch naan Boom uutríeten : er hat noch keinen Schlag getan. 1.3 hie is n Boom fon n Käärdel : er ist ein großer, kräftiger Mann. 2. der Oberbaum des Weidentors. 3. ein im Saterland sehr beliebtes Kartenspiel, auch Soloboom genannt.

Ieperne Boom, die

Ulme. → iepern

oustounde

1. abstehen; entfernt sein: die Boom stoant fjauer Meter fon dät Húus ou : der Boom ist vier Meter von dem Haus entfernt. 2. schenken, übergeben: hie stuud dät Húus an sin jungste Brúur ou : er schenkte seinem jüngsten Bruder das Haus. 3. abwarten: ju Tied oustounde : die Zeit abwarten. 4. (Lebensmittel) nicht auf dem Feuer stehen: do Tuvvelke stounde al loange ou : die Kartoffeln sind schon längst gekocht und abgegossen. 5. jemanden seinem Schicksal überlassen; jemanden im Stich lassen: sien Brúre häbe him ousteen : seine Brüder haben ihn im Stich gelassen. 6. stehend, im Stehen durchhalten: dät Träffen dúurde so loange, iek kuud et nit moor oustounde : das Treffen dauerte so lange, ich konnte es nicht mehr im Stehen durchhalten. 7. verzichten auf: hie stuud fon dät Fermúgen ou : er verzichtete auf das Vermögen.

Ploanter, -e, die

Pflanzer: Boom groot, Ploanter dood: Baum groß, Pflanzer tot.

standhoolde

1. standhalten; einer Belastung widerstehen: die ekene Boom hielt dän Stoarm stand : die Eiche widerstand dem Sturm. 2. unverändert bleiben, andauern: dät rienerge Weder hoaldt nit stand : das regnerische Wetter bleibt nicht so.

stailap

senkrecht; gerade von oben nach unten und umgekehrt verlaufend: hie lapt/ lopt so stailap as n Boom : er läuft so senkrecht wie ein Baum.

Spöiker, -e, die

1. Angeber, Prahler. 2. gemeiner, listiger Mensch. 3. Spötter. 4. Zauberkünstler, Taschenspieler. 5. Spukgestalt: hie waas so uurgloofsk, hie meende, deer stuud n Spöiker bäte älke Boom: er war so abergläubig, er meinte, es stünde eine Spukgestalt hinter jedem Baum.

sküülje

1. Schutz suchen: die Rien koom, un hie sküülde unner n Boom : der Regen kam, und er suchte Schutz unter einem Baum. 2. Schutz vor Wind und Wetter bieten: do Bome un Struke an dusse Stede sküülje goud : die Bäume und Sträucher an dieser Stelle bieten guten Schutz vor Wind und Wetter. 3. heimlich, leise hingehen (is): hie sküülde ätter de Iemetäine wäi : er ging leise zum Bienenkorb hin. 4. sich verbergen; sich verstecken: 4.1 hie sküülde bäte ju Häge : er versteckte sich hinter der Hecke. 4.2 deer sküülde wät bäte sien Woude : seine Worte hatten einen geheimnisvollen Sinn; es versteckte sich etwas dahinter. 5. windfrei sein: hier sküült et wät : hier ist es ziemlich windstill.

sköäre (a)

1. reißen; einen Riss bekommen (is): 1.1 die Roop is sköärd : das Seil ist gerissen. 1.2 ju Säärkenklokke is sköärd : die Kirchenglocke ist gerissen. 2. auseinander trennen; in einzelne Teile zerreißen: ju häd dät Goud/ Göitjen ounpakked un sköärd : sie hat den Stoff angefasst und auseinander getrennt. 3. spalten: die Loai häd dän Boom sköärd : der Blitz hat den Baum gespalten. 4. bersten (is): dät ene Fät is sköärd : das eine Fass ist geborsten. 5. eilen, hasten; schnell laufen, jagen (is): die grote Woain sköärde truch do Sträiten : der große Wagen jagte durch die Straßen. 6. dröhnen, rauschen, brausen: iek heerde do Búulgen sköären : ich hörte die Wellen rauschen. 7. schwer und mit Ausdauer arbeiten: ju sköärt älke Mäiden morere Úren in hiere Tuun : sie arbeitet jeden Morgen mehrere Stunden in ihrem Garten. 8. das große Reinemachen durchführen; den großen Hausputz unternehmen. 9. einen Stuhl oder einen Tisch über den Fußboden schleppen.

skíer (skíerder, skíerste)

1. rein, klar: 1.1 ju waas ounkloded in skíere Siede : sie war in reiner Seide gekleidet. 1.2 dusse wiete Wien is aiske skíer : dieser Weißwein ist sehr klar. 2. pur, unvermischt: 2.1 skíer Lound : Land ohne Unkraut. 2.2 dän Tuun skíer moakje: den Garten von Unkraut und Ungeziefer befreien. 2.3 skíer Flaask : Fleisch ohne Haut und Knochen. 3. glatt, eben: 3.1 skíere Häid : glatte Haut. 3.2 n skíeren Boom : ein glatter Baum; ein Baum ohne Rinde. 4. fertig: 4.1 iek bän mäd dät Moaljen skíer : ich bin mit dem Anstreichen fertig. 4.2 hie is deermäd skíer : er ist durchgekommen; er hat sich von einer Krankheit oder einer Finanzkrise erholt. 5. bankrott: hie is deermäd skíer : er ist bankrott. 6. müde und schlapp: as iek fon ju Oarbaid koom, waas iek heel skíer : als ich von der Arbeit kam, war ich ganz müde und schlapp. 7. (Haus) schuldenfrei, ohne Hypothek. 8. sauber und ordentlich in der Kleidung: wät lätst du flug un skíer in dien näie Habbiet! : was siehst du schön und sauber aus in deinem neuen Kostüm! 9. sauber gefegt, geschrubbt: ju Köäkene is wier skíer : die Küche ist wieder geschrubbt. 10. frei vom Ausschlag: iek häbe Soolve fon dän Dokter kríegen, un nu is mien Häid wier skíer : ich habe Salbe vom Arzt bekommen, und jetzt ist meine Haut wieder ohne Ausschlag. 11. auseinander: wie sunt skíer mädeenuur : wir sind auseinander; wir wollen nichts mehr voneinander wissen. 12. verlobt: jo sunt skíer mädeenuur : sie sind miteinander verlobt. 13. fett, dick: iek íete nit fúul, man iek bän daach fúuls tou skíer : ich esse nicht viel, aber ich bin doch viel zu fett. 14. gänzlich, vollständig: hie häd alles skíer apíeten : er hat alles vollständig aufgegessen. todkrank: ju is mäd dät Líeuwend skíer : sie ist todkrank und hat nicht mehr lange zu leben. unbebrütet: skíere Oaiere : unbebrütete Eier. leid, überdrüssig: iek bän mäd dät Hallaamjen ap de Sträite skíer : ich bin des Lärmens auf der Straße überdrüssig.

sedern

aus Zedernholz: n sedernen Boom : Zeder. [wlfrs. seder: Zeder]

roodbouken

von der Rotbuche: n roodboukenen Boom : eine Rotbuche.

riezen

1. aus Birkenholz: n riezenen Boom : eine Birke. 2. von der Birke: riezen Woater : Birkenwasser.

räkke

1. strecken, recken, dehnen: hie räkte sik : er streckte sich. 2. langen, reichen: iek kon so wíed nit räkke : ich kann nicht so weit reichen. 3. erreichen: 3.1 iek kuud ju Laampe nit räkke : ich konnte die Lampe nicht erreichen. 3.2. hie kuud dän Ap(p)el an dän Boom nit räkke : er konnte den Apfel an dem Baum nicht erreichen. 4. genügen: et räkt : es reicht, genügt.

Stom, -me, die

1. Stamm eines Baumes: 1.1 Bome ap Stom/fon dän Stom ferkoopje: die noch stehenden, nicht gefällten Bäume so verkaufen. 1.2 die Boom häd n läigen Stom: der Baum hat einen niedrigen (kurzen) Stamm. 2. Geschlecht, Familie: hie kumt uut Krömers Stom: er gehört zu der Familie Krömer. 3. Familienname: iek kume nit ap dän Stom: ich komme nicht auf den Familiennamen. 4. Strauch, der aus einer einzigen Kartoffel hervorgegangen ist: fieftien Tuvvelke sitte an aan Stom: fünfzehn Kartoffeln sitzen an einem Strauch. [engl. stem ]

pepeln

1. von der Pappel: n pepelnen Boom : Pappel. 2. aus Pappelholz. → päppeln

päppeln von der Pappel

n päppelnen Boom : eine Pappel.

oustutje

1. baulich verstärken; abstützen: n Boom , n Múre oustutje : einen Baum, eine Mauer abstützen.

ouslo

1. abschlagen: n Takke fon dän Boom ouslo : einen Ast von dem Baum abschlagen. 2. zurückweisen, ablehnen. 3. missglücken, misslingen (is): die Aden is mie ousloain : die Ernte ist mir misslungen. 4. (+ sik) sich mit jemandem abgeben; sich mit jemandem in unliebsamer Weise einlassen: iek wol mie mäd him nit ouslo : ich will mich mit ihm nicht abgeben. 5. (+ sik) sich mit jemandem beschäftigen (müssen); sich mit jemandem abquälen, herumschlagen: 5.1 iek moaste mie mäd dät Bäiden ju hele Noacht ouslo : ich musste mich die ganze Nacht mit dem Kind abquälen. 5.2 ju mout sik mäd hiere Swegerdochter ouslo : sie muss sich mit ihrer Schwiegertochter herumschlagen. 6. ablehnen, abschlagen, zurückweisen: 6.1 hie häd ju Oarbaid ousloain : er hat die Arbeit abgelehnt. 6.2 n Bidde ouslo : eine Bitte abschlagen. 7. (Zelt) abbauen: n Tält ouslo : ein Zelt abbauen.

ouskille

1. abschälen: 1.1 ju Boarke fon dän dode Boom ouskille : die Rinde von dem toten Baum abschälen. 1.2 Ap(p)ele ouskille : Äpfel (ab) schälen 2. (Haut) sich abschuppen; sich in kleinen Stücken ablösen: mien Hounde skille ou : meine Hände schuppen sich ab.

ouskere

1. abtrennen, abkleiden: 1.1 n Houk in dän Staal ouskere : eine Ecke im Stall abkleiden. 1.2 n Ruum mäd Ploanken ouskere : einen Raum durch Bretter abtrennen. 2. kahl fressen: die Houngst häd dän Boom ouskeerd : das Pferd hat den Baum kahl gefressen. 3. abgrenzen: n Pound Lound foar do Hannen ouskere : ein Stück Land für die Hühner abgrenzen.

ouhaue

1. abhauen, abschlagen: 1.1 alle Takken fon dän Boom fóar uus Húus häuwen wie ou : alle Äste von dem Baum vor unserem Haus schlugen wir ab. 1.2 n Petälje Wien dän Hoals ouhaue : einer Flasche Wein den Hals brechen. 2. (Staub, Schnee) abklopfen. 3. abhauen, verschwinden (is): hie is ouhauen, eer do Dregunere him aphoalje kuden : er ist abgehauen, bevor die Polizisten ihn verhaften konnten.

uurlíeuwje

überleben: aan fon do Seelter stiet/statte aan fon do Loorpere mäd n Saise liek an dän Boom in dän Buuk, un dät häd die Loorper nit uurlíeuwed: einer der Saterfriesen stach einem der Loruper in den Bauch mit einer Schlachtsense, und das hat der Loruper nicht überlebt.

wuttelje

wurzeln; Wurzeln schlagen: die Boom häd wutteld : der Baum hat Wurzeln geschlagen.

wintereken

von der Wintereiche: n winterekenen Boom : eine Wintereiche.